Behandlungsmethoden von Hyperhidrose
Autor: Dr.
Hans Bucher
Akademischer Grad: Dr.
E
- Mail: seo@schoenheit-chirurgie-nuernberg.de
Beruf: Plastischer Chirurg
Spezialgebiete: Plastische Chirurgie
Geschrieben
am: 18. Dezember 2012, 12.34 Uhr
Schwitzen ist eine normale Funktion des Körpers zur Steuerung des Wärmehaushaltes.
Der Mensch besitzt etwa 2 Millionen Schweißdrüsen, die an den Handflächen, Fußsohlen
und in der Achselhöhle die höchste Dichte aufweisen. Die so genannten ekkrinen
Schweißdrüsen, die in der untersten Schicht der Lederhaut und knapp darunter
liegen, sind die einzigen Strukturen der Haut, die über das sympathische
Nervensystem mit Acetylcholin als Neurotransmitter durch Nervenimpulse gesteuert
werden. Neurotransmitter sind Stoffe, die die Übertragung von Nervenimpulse auf
die Zielorgane vermitteln.
Die so genannte idiopathische (d.h. ohne nachweisbare Ursache) Hyperhidrose
tritt am häufigsten lokalisiert an Handflächen, Fußsohlen und/oder Achselhöhlen
auf und beginnt nicht selten schon im Kindes- und Jugendalter mit familiärer Häufung.
Schon in Ruhe, insbesondere aber bei Stress jeglicher Art wird bei den
Betroffenen das sympathische Nervensystem aktiviert mit nachfolgendem vermehrtem
schwitzen. Dies führt bei dem betroffenen Patienten zu erheblichen
psychosozialen Problemen bis hin zur sozialen Isolation und arbeitsmedizinischer
Behinderung. In den betroffenen Körperregionen sind die Patienten anfällig für
Infektionen der Haut durch Bakterien, Pilze und Viren.
Die bisher etablierten Behandlungsformen sind die medikamentöse Behandlung mit
so genannten Anticholinergika, die lokale Applikation von Aluminiumchlorid und
die Leitungswasser-Iontophorese an den Händen und Füßen. In
therapieresistenten Fällen wird zum Beispiel eine Symphathektomie durchgeführt,
bei der im Brustraum die sympathischen Nerven durchtrennt werden. Alle diese
Methoden sind entweder nicht sehr zuverlässig oder von erheblichen
Nebenwirkungen behaftet (Mundtrockenheit bei Anticholinergika oder zusätzliche
Nervenschäden bei der Sympathektomie).
Eine neuere Behandlungsform der Hyperhidrose ist die intrakutane Injektion von
Botulinumtoxin A (Botox, Dysport). Botulinumtoxin ist ein natürlich
vorkommendes Bakteriengift, das von Clostridium botulinum als Toxin produziert
wird. Botulinum Toxin Typ A blockiert die cholinerge Impulsübetragung an der
motorischen Endplatte durch Unterbindung der Freisetzung von Acetylcholin und
bewirkt eine chemische Denervierung des Muskels.
Die Wiederherstellung der Impulsübertragung erfolgt über neu gebildete
Nervenendigungen und motorische Endplatten. Dieser Regenerationsprozeß beginnt
ca. 8 Wochen nach der Toxinverabreichung. Die Wirkung hält dadurch nur 4 bis 6
Monate an. Anwendungsgebiete des Botulinumtoxin Toxin A sind muskuläre
Koordinationsstörungen (Dystonie, Blepharospasmus). Eine sehr häufige
Anwendung ist die Faltenbehandlung im Gesicht, bei der die faltenbildenden
mimischen Muskeln teilweise gelähmt werden.
Da die Nervenimpulsübertragung auf die Schweißdrüsen über Acetylcholin als
Überträgerstoff vermittelt wird, lag es nahe, das Medikament auch zur
Behandlung der Hyperhidrose einzusetzen. Vor der Behandlung mit Botulinumtoxin
wird das hyperhidrotische Areal mit dem Jod-Stärke-Test nach Minor
gekennzeichnet. Als Gesamtdosis pro Achselhöhle werden ca. 50 bis 75 E Botox
oder 200 bis 250 E Dysport verteilt auf ca. 20 Injektionspunkte angegeben. Die
Injektion erfolgt streng intrakutan, d.h. in die Lederhaut, da hier die meisten
Schweißdrüsen zu finden sind.
Mit einem Wirkbeginn ist etwa um den 3. Tag nach der Injektion zu rechnen. Die
Wirkdauer liegt zwischen 4 und 6 Monaten, vereinzelt können Patienten aber auch
bis zu einem Jahr von der Behandlung profitieren. In klinischen Studien betrug
die Wirkdauer einer Injektionsbehandlung im Mittel 6 Monate. Die Behandlung kann
bei Bedarf beliebig oft wiederholt werden. Nebenwirkungen können schmerzhafte
Injektionen (deshalb an Händen und Füssen möglichst örtliche Betäubung)
sowie Blutergüsse im Injektionsgebiet sein. Eine streng intrakutane
Injektionstechnik kann die Schädigung von Muskeln sicher verhindern.
Eine weitere neue Behandlungsmöglichkeit ist die so genannte Saugkürettage,
die ausschließlich in den Achselhöhlen angewandt wird. Bei diesem operativen
Verfahren handelt es sich um eine Kombination einer Kürettage und einer
Liposuction (Fettabsaugung). Dabei wird das Gewebe unter der Lederhaut mit den
darin enthaltenen Schweißdrüsen oberflächlich abgesaugt.
Zusätzlich wird die Lederhaut von innen, d.h. in den untersten Schichten mit
einem scharfen Löffel ausgekratzt (kürettiert), um die Schweißdrüsen in der
unteren Schicht der Lederhaut zu entfernen. Minimalziel der Behandlung ist eine
Normalisierung des Schwitzens. Im Extremfall sind die Patienten nach der
Behandlung selbst bei körperlicher oder seelischer Belastung vollkommen
trocken. In klinischen Studien liegt die Erfolgsrate bei 70 bis 80 % und hängt
im Wesentlichen von der Radikalität der Kürettage ab. Vorteil der Methode ist
der dauerhafte Erfolg, der keine regelmäßigen Nachbehandlungen erforderlich
macht.
Die Saugkürettage kann im Tumeszenzverfahren nach Klein durchgeführt werden,
eine Vollnarkose oder ein stationärer Aufenthalt ist im Regelfall nicht
notwendig. An ein bis zwei Stellen wird eine örtliche Betäubung gesetzt. Nach
kleiner Inzision der Haut an diesen Stellen wird eine dünne Auffüllkanüle ins
Unterhautfettgewebe eingebracht und die entsprechende Lösung injiziert. Pro
Achselhöhle wird etwa 500 ml eines Gemisches aus örtlicher Betäubung und
Ringerlösung eingebracht. Nach einer Einwirkdauer von 30 Minuten wird die
Absaugkanüle eingebracht und die Flüssigkeit entsprechend abgesaugt. Es wird
darauf geachtet sehr oberflächlich abzusaugen.
Anschließend wird mit dem scharfen Löffel die Unterseite der Lederhaut
ausgekratzt (Kürettage) und so weitere Schweißdrüsen entfernt. Am Ende der
Behandlung wird ein komprimierender, saugfähiger Druckverband angelegt. Der
Verband soll mehrere Tage getragen werden. Er presst die Haut auf das
darunterliegende Fettgewebe, so dass wieder Blutgefässe einsprossen können.
Der Eingriff entspricht funktionell einer Vollhauttransplantation.
Auf sportliche Aktivitäten sollte für 4 bis 6 Wochen verzichtet werden.
Aufgrund der geringen Größe der Hautschnitte sind Wundheilungsstörungen
selten. Erfahrungsgemäß finden sich im postoperativen Verlauf jedoch nur
Schwellungen, Hämatome, gelegentliche Rötungen im Bereich der Hautinzisionen
sowie ein länger anhaltendes Taubheitsgefühl der Haut im Bereich der Achselhöhlen.
Aufgrund des radikalen Herangehens an die Unterseite der Lederhaut kann es zu
einzelnen Hautschädigungen kommen. Falls dies auftritt, handelt es sich aber in
den meisten Fällen lediglich um eine Krustenbildung, die nach einigen Tagen abfällt.
In ausgedehnten Fällen, vor allem wenn der Verband zu früh entfernt wird, kann
es zu größeren Wundheilungsstörungen in der unterminierten Haut kommen, was
aber insgesamt selten ist.
Beide Methoden können zuverlässig die Schweißsekretion verringern. Die
geringsten Nebenwirkungen hat die Injektion von Botulinum Toxin A. Jedoch wird
dies erkauft mit einem Wirkverlust nach ca. 6 Monaten und der Notwendigkeit
einer erneuten Behandlung. Eine sehr elegante und zuverlässige Methode für die
Hyperhidrose der Achselhöhle ist auch die oberflächliche Liposuction und Kürettage
mit dem Vorteil des dauerhaften Erfolgs in 70 bis 80 % der Fälle. In der Hand
des in der Liposuction Erfahrenen sind die Risiken (Wundheilungsstörungen)
minimal.
Ein Beitrag von Dr. H. Bucher, Nürnberg
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